Rauhnächte und Perchten

Die Rauhnächte, die Perchten - und der Krippenweg

Heilige Nächte sollen die Rauhnächte sein. Aber was heißt „heilig“ eigentlich: Heilig bedeutet, aus unserer Ebene herausgehoben, weil das bezeichnete zu Gott gehört oder einfach für uns Menschen nicht verständlich ist, einfach anders. So dürfen die Nächte zwischen Weihnachten und Heilig-Drei-König sehr wohl als heilig im ursprünglichen Wortsinn gesehen werden. Bei uns hat sich, zumindest für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, der Begriff „zwischen den Jahren“ eingebürgert, den meine Oma immer mit Ehrfurcht ausgesprochen hat. In diesen Nächten liegt Mystik, liegt Spiritualität. 

Aber auch andere Religionen beschäftigen sich mit dieser Zeit. Die antiken Römer feierten die  Wintersonnenwende als Sol invictus, den Tag der unbesiegbaren Sonne. Dieser Tag war gleichzeitig der Geburtstag des Kaisers, da dieser die göttlichen Aspekte der Regentschaft zeigen wollte. Auch die Römer haben also gespürt, wie wichtig diese Zeit zwischen dem 24.12 (oder dem 21.12, Thomastag) und 06.01 des neuen Jahres waren.

Die, bei uns beheimatete, Mythologie der Kelten und anderer indigener Völker sieht die Tage und vor allem Nächte „zwischen den Jahren“ als besondere, an denen die Grenze zwischen Irdischem und Göttlichem/Mystischem „dünner“ ist, transparenter, an denen man Einblick gewinnen kann in Weisheiten und Informationen, die den Menschen sonst verborgen bleiben würden.

Wenn Sie sich die Mühe machen, Rauhnächte im Internet zu suchen, lächelt Sie aber kein keltischer Mystiker an, sondern Sie landen sehr schnell auf der Seite von Achtsamkeitstrainer, Yogis, Gurus und anderen, die eben für sich auch tiefere Weisheiten haben oder sehen wollen.

In unseren Breiten aber gibt es eine Tradition, die sich womöglich schon aus der Zeit der Kelten gehalten hat: die Perchten. Die Kelten verehrten den Wald als heiligen Ort und so scheint auch Ebersberg mit der Nähe zum Forst die Kelten angezogen zu haben.

Aber was sind nun die Perchten? Nur haarige Ungeheuer, die heutzutage Kindern Angst machen oder steckt mehr dahinter? Wer schon einmal beim Kirchseeoner Perchtenlauf gewesen ist und sich die Masken genau  angeschaut hat, kommt nicht umhin, die Masken und Gewänder nicht nur aufgrund ihrer Kunstfertigkeit zu bewundern. Vielmehr spürt man bereits, dass hier Brauchtum lebendig wird. Mit den Frauen und Männern, die sich dafür viel Zeit nehmen, wird auch die Idee der Perchten wieder aktuell. Das alte Jahr kann und darf abgeschlossen werden, wir sollen diesem nicht nachhängen. Dies scheint besonders im „Corona-Jahr“ 2020 besonders wichtig zu sein.

Aber wie das Jahr negative, aber auch positive Aspekte hatte, gibt es auch bei den Perchten eine Figur, die genau dafür steht: Die Frau Percht, eine Doppelmaske, die auf der einen Seite d´Sonna auf der anderen den Teifi trägt. Es gibt aber auch die verschiedensten Geister und auch die Schönperchten. Nähere Informationen dazu finden sie auf der Homepage des Perschtenbund Soj.

Wie passen nun die Rauhnächte, die Perchten und die Krippen zusammen? Tobias Christl, theologischer Referent beim Kath. Kreisbildungswerk Ebersberg und Kreisheimatpfleger Thomas Warg haben dies gemeinsam aus christlicher Sicht beleuchtet.

Über den Autor:
Tobias Christl ist seit September 2020 Theologischer Referent beim Katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg e.V. Er unterstützt das Team des Ebersberger Krippenwegs mit Ideen, Texten und den Möglichkeiten des KBW.