Weihnachten in Deutschland und der Ukraine

Fast während der gesamten Sowjetzeit, zwischen 1929 und 1991, waren die Weihnachtstage keine gesonderten Feiertage und tauchten nicht einmal im Kalender auf. Und so wurde der Weihnachtsbaum in der Ukraine zum Neujahrsbaum, der Weihnachtsmann zu Väterchen Frost. Alles Religiöse sollte nach dem Wunsch der Machthaber aus dem öffentlichen Leben verschwinden.
Viele Weihnachtstraditionen wie Kirchgang oder Sternsingen durften in der Sowjetzeit gar nicht ausgeübt werden. Nach der Auflösung der Sowjetunion erhielten die Kirchen einen massiven Zulauf und es erfolgte schnell eine Rückkehr zu den orthodoxen Feiertagen, die zuvor nur im Verborgenen gelebt werden konnten, so wird auch Weihnachten erst wieder ab 1991 offen gefeiert. Neujahr bleibt aber auch jetzt das wichtigste Fest im Kalender der Ukrainer.

Wann wird Weihnachten gefeiert?

?? Die Heilige Nacht (Geburt Jesu) wird traditionell am Abend des 24. Dezember gefeiert.

?? Ukrainisches Weihnachten wird von den orthodoxen Christen (Zentral- und Ostukraine) nach gregorianischen Kalender am 6. Januar (Heiligabend) gefeiert. In der Westukraine, wo die ukrainischen Katholiken überwiegen, wird Weihnachten wie in Deutschland am 24. Dezember gefeiert.

Advent

?? Die Adventszeit beginnt mit dem ersten Adventssonntag.

?? Es gibt keinen Begriff der „Adventszeit“.
Die Zeit der Weihnachts- und Neujahrsferien beginnt am 19. Dezember (Nikolaustag, brave Kinder bekommen süße Geschenke unter das Kopfkissen gelegt). Es werden keine Adventssonntage gefeiert und auch Adventskalender sind erst in letzten Jahren aus Europa modern geworden.

Weihnachtsmärkte bzw. Christkindlmärkte

?? Christkindlmärkte gibt es meist schon eine Woche vor der Adventszeit.

?? Weihnachtsmärkte werden im Dezember eröffnet, die bis orthodoxen Neujahr (14. Januar) dauern. Diese Tradition gab es nicht in der Sowjetzeit, erst vor kurzem wurden sie wiedergeboren (nach Vorbild der europäischen Weihnachtsmärkte) und die Märkte sind sehr populär.

Hausschmuck

?? Das Haus wird ab dem Advent geschmückt und der Adventskranz mit seinen vier Kerzen kommt zum Einsatz. Die Krippe wird meist nur mit Maria und Josef bestückt – das Jesuskind wird erst ab dem 24. Dezember dazugelegt. Die Hl. Drei Könige sind noch auf dem Weg zur Krippe.

?? Es wird nur der Tannenbaum bunt und glänzend geschmückt. Der Baum wird kurz vor Silvester gekauft und an Silvester aufgestellt. Die Weihnachtskrippe als Deko ist in der Ukraine so gut wie nicht bekannt.

Silvester

?? Am Silvestertag bereitet man alles für die Silvesterfeier mit der Familie, Freunden vor. Traditionelle Filme werden oft gemeinsam geschaut und Gesellschaftsspiele gespielt.
Um Mitternacht wird mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr angestoßen und das Feuerwerk bestaunt.

?? Das Neujahrsfest wird - wie im übrigen Europa - nach dem Julianischen Kalender gefeiert: also in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar.
Am Silvestertag schmückt man den Tannenbaum und bereitet viele traditionelle Gerichte wie zum Beispiel Salate, gebratenes Fleisch und Kuchen zu. Viele Gäste versammeln sich um den Tisch.
Man schaut die gleichen Filme im Fernsehen, welche man jedes Jahr zu Silvester schaut und man freut sich auf Geschenke. Um 23 Uhr verabschiedet man sich von dem altem Jahr.
Man erinnert sich, was Gutes in diesem Jahr geschah. Wenige Minuten vor dem Jahreswechsel verfolgen alle Menschen die Grüße des Präsidenten im Fernsehen und warten auf den offiziellen Countdown der letzten Sekunden des neuen Jahres. Man sollte sich, während die Glocken läuten, etwas für das nächste Jahr wünschen. Danach gehen alle raus und machen oder beobachten Feuerwerke. In der Neujahrsnacht wird viel gegessen, getrunken und nicht geschlafen.

Geschenke

?? An Weihnachten (24. Dezember) hat Gott uns seinen Sohn als Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen geschenkt. Darum beschenken auch wir uns.

?? Geschenke werden am Nikolaustag (19. Dezember) und am Neujahrstag (1. Januar) verteilt.
Das sowjetische Pendant zu St. Nikolaus - „Ded Moroz“ - gehört allmählich der Vergangenheit an. Der Weihnachtsmann besucht die Kinder normalerweise mit einem Mädchen (Snegurochka), das mit den Kindern singt, spielt und ihnen Geschenke bringt. An Weihnachten (6. Januar) gibt es dann keine Geschenke mehr. Da das Fest eine sakrale Bedeutung für die Familie hat, rückt die Gemeinschaft der Familie in den Vordergrund.

Heiligabend

?? Am Heiligabend (24. Dezember) besucht man gemeinsam die Christmette und es versammelt sich die (gesamte) Familie um gemeinsam zu feiern.

?? Am Heiligabend (6. Januar) versammelt sich die gesamte Familie am Tisch (mit allen Verwandten), um gemeisam zu feiern.

Weihnachtsspeisen

?? Traditionelle Weihnachtsspeisen sind bei uns von Region zu Region unterschiedlich.

?? Vor dem Heiligabend wird gefastet. Nach dem Erscheinen des ersten Sterns werden zwölf Fastenspeisen aufgetischt und die Zahl erinnert an die zwölf Apostel Christi. Es werden Wareniki (Teigtaschen mit Füllung), Heringe, Salate ohne Fleisch, Brei, Pirogi und Pfannkuchen aufgetischt. Das wichtigste Gericht ist Kutja – Symbol der Weihnacht (Getreide- oder Reisbrei mit Rosinen und Honig). Am Anfang des Essens soll jeder einen Löffel von Kutja probieren und dann beginnt das feierliche Abendessen. Wenn das Essen vorbei ist, wird eine Schüssel mit Kutja auf den Tisch gestellt (für die verstorbenen Familienangehörigen).

Weihnachtslieder

?? Schon während der Advents- und Weihnachtszeit ertönen überall Weihnachtslieder.

?? Das Weihnachtsfest in der Ukraine ist vor allem eine Theater- und Karnevalsaufführung, bei der die Menschen in speziellen Kostümen von Haus zu Haus gehen, Weihnachtslieder singen und kleine Geschenke - Süßigkeiten, Geld oder Wein - erhalten. Es gibt viele schöne traditionelle Weihnachtslieder (Koljadky).

Erster Weihnachtstag

?? Am ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) wird meist mit der erweiterten Familie / Verwandtschaft Weihnachten gefeiert.

?? Am 7. Januar geht man als erstes sehr früh in die Kirche zur Weihnachtsmesse, welche bis zu 4 Stunden dauert. Nach der Kirche geht man nach Hause und deckt für ein üppiges Mahl ein: diesmal mit Fleischgerichten (Geflügel, Buletten, Wurst, Fleischsalate), da am ersten Weihnachtstag die Fastenzeit vorbei ist. Patenkinder gehen zu ihren Paten und werden von ihnen beschenkt.

Weihnachtsgrüße

?? Auch eine schöne Tradition sind bestimmte spezielle Grüße, die zu Weihnachten in der Ukraine ausgesprochen werden. Der passendste Gruß ist Христос народився! (Christos narodiwsja) – „Christ wurde geboren“. Hierfür gibt es auch nur eine passenden Antwort: Славімо його! (Slawimo Joho) – „Preiset ihn!“.

Zweiter Weihnachtstag

?? Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26. Dezember) wird meist mit der erweiterten Familie / Verwandtschaft Weihnachten gefeiert. Sternsingergruppen laufen bis Epiphanie (6. Januar) von Haus zu Haus und segnen diese.

?? Am 8. Januar besucht man die Verwandschaft und gratuliert zum Fest. Gegen Abend laufen verkleidete Sternsingergruppen durch die Straßen und singen Weihnachtslieder und segnen die Häuser. Sie überschütten den Wirt mit Weizen oder Reis und bekommen dafür als Belohnung Geld und Süßigkeiten.

Zeit nach Weihnachten

?? Das Fest „Epiphanie“, Erscheinung des Herrn oder Heilige Drei Könige genannt, wird am 6. Januar gefeiert. Der darauf folgende Sonntag (Taufe des Herrn) beschließt den weihnachtlichen Festkreis. In der Kirche und traditionellen Haushalten wird sogar bis zum Fest Darstellung des Herrn (oder traditionell Maria Lichtmess) am 2. Februar der Christbaum und die Krippe stehen gelassen.

?? Am 13. Januar, dem Silvestertag nach julianischen Kalender, wird das sogenannte „Alte Neue Jahr“ gefeiert. Dieser Abend heißt oft auch „2. Heiligabend“, „freigiebiger Abend“. Obwohl dieser Feiertag nicht mehr so ein großes Fest ist, kommen verkleidete Kinder und singen traditionelle Lieder, die dem neuen Jahr gewidmet sind.
Das letzte große Kirchenfest im Januar ist Taufe von Christus am 19. Januar. Es ist immer sehr kalt eine Woche vor diesem Tag.
Die Flüsse sind immer vereist. Man macht Eislöcher (die sehen wie ein Kreuz aus) und die Mutigen tauchen im eiskalten Wasser unter.